Kloster Bebenhausen, Sommerrefektorium

Die Sprache der BlumenPflanzensymbolik

Ein Blume sagt mehr als tausend Worte. Seit der Antike geben die Menschen den Pflanzen Bedeutungen. Dabei kommt es auf die Eigenschaften der Pflanze an: Welche Farbe hat sie? Um welche Art handelt es sich? Wie duftet sie?

Ausschnitt aus einem der Lorcher Chorbücher

Farbenfrohe Randverzierung in einem der Lorcher Chorbücher.

Entstehung

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) schrieb bereits: „Das Äußere einer Pflanze ist nur die eine Hälfte der Wirklichkeit“. Auch die Schriftstellerin Lady Mary Worthy Montagu spricht im 18. Jahrhundert von einer „Sprache der Blumen“. Auf ihren Reisen im Orient erlebte sie ein ausgereiftes System von Bedeutungen der Blüten. Blumen seien nicht nur dekorativer Schmuck, sondern auch ein Mittel der Kommunikation. Naturbeobachter, Gläubige oder feinfühlige Menschen: Sie alle schrieben den Pflanzen gewisse Eigenschaften zu.

Verschiedene Eigenschaften

Ob Farbe, Duft oder ihre Zusammenstellung: Unterschiedliche Komponenten einer Pflanze tragen zu ihrer Bedeutung bei. Dreiblättrige Pflanzen zeigen beim christlichen Glauben die Dreifaltigkeit an. Die Farbe einer Blume hat einen hohen emotionalen Wert. Weiß steht für Reinheit und Ehrlichkeit und Blau für Hoffnung und Treue. Der Duft kann betörend wirken oder auf die Heilwirkung einer Pflanze hinweisen. Trägt die Pflanze Früchte, so ist dies ein Sinnbild für jenseitige Lebenserfüllung oder Fruchtbarkeit. 

Planze aus dem Schlossgarten Weikersheim
Planze aus dem Schlossgarten Weikersheim
Planze aus dem Schlossgarten Weikersheim

Farbe, Duft oder Entwicklungszustand, allem wird eine Bedeutung zugemessen.

Das Symbol der Liebe

Die Rose galt in der Antike als Symbol der Göttin Aphrodite und somit damals bereits als Zeichen der Liebe. Den ersten Christen war sie zuwider, da die Rose für sie für Lustbarkeit und Zügellosigkeit stand. Es galt ihnen als Sünde, sich mit Rosen zu schmücken und die Gräber mit Rosen zu bedecken. Doch die Liebe des Volkes zu den Rosen war stärker. Um das Jahr 800 begann Karl der Große in den kaiserlichen Gärten Rosen zu kultivieren. Somit fanden sie langsam Eingang in die Burg- und Schlossgärten sowie später auch in die Bauerngärten.

Rosengarten von Schloss Weikersheim
Rose im Rosengarten von Schloss Weikersheim

Der Rosengarten von Schloss Weikersheim. 1863 nach den Plänen des Hofgärtners Matthäus Lebl angelegt.

Kapitelsaal von Kloster Maulbronn

Rankenwerk in Maulbronn.

Gewölberaum als Lebensbaum

Eine Ausmalung mit Rankenwerk, in dem hier und da auch Vögel und jagdbare Tiere zu entdecken sind, lassen sich in mittelalterlichen Klöstern an zahlreichen Stellen finden. Der Kapitelsaal in Kloster Maulbronn zeigt zum Beispiel sehr naturgetreu gezeichnete Pflanzenranken, entstanden in der Zeit um 1517. Diese Pflanzendarstellungen entspringen der mittelalterlich-mystischen Vorstellung vom gotischen Gewölberaum als Lebensbaum, mit den Pfeilern als Baumstämmen und den Gewölberippen als Geäst.

Symbol für Sieg und Frieden

In der Bibel wird kaum eine Pflanze so häufig genannt wie die Palme. Sie steht für Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit. Im christlichen Glauben symbolisiert sie heute noch die Göttlichkeit und Auferstehung Christi. Aber auch als Symbol für Sieg und Frieden ist die Palme in anderen Religionen lebendig. Eine Pilgerfahrt in das Heilige Land inspirierte Graf Eberhard V. dazu, im Residenzschloss Urach einen ganzen Saal mit wandhohen Palmen ausmalen zu lassen.

Goldener Saal im Residenzschloss Urach
Palmensaal im Residenzschloss Urach

Im Residenzschloss Urach sind gleich zwei Räume mit Palmen geschmückt: der Goldene Saal und der Palmensaal. Die Dekoration des Palmensaal entstand nach einer Pilgerfahrt ins Heilige Land.

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