Digital rekonstruiert
Die 360-Grad-Ansicht ist auf der Website des Neuen Schlosses Stuttgart (www.neues-schloss-stuttgart.de) auf dem Smartphone oder Tablet abrufbar oder kann über einen Desktop erlebt werden. In der digitalen Rekonstruktion können Besucherinnen und Besucher durch Scrollen auf dem Display oder Verschieben der Maus im Saal navigieren. An bestimmten Punkten können sie durch Klicken zusätzliche Informationen sowie alte Skizzen oder antike Fotografien zum Deckengemälde und zum Saal abrufen. Zum Einsatz kam dabei eine besonders hochwertige Aufnahmetechnik, die einen detailgetreuen digitalen Doppelgänger des Saals schafft.
Ein Gemälde für das Grossfürsten-Paar
Der Marmorsaal galt als prächtigster Fest- und Empfangssaal und Herz des Neuen Schlosses. Er wurde bis 1762 weitgehend fertiggestellt – das Deckengemälde kam jedoch erst 1782 hinzu. Anlass war der bevorstehende Besuch des russischen Großfürsten-Paares Paul Petrovitch, dem späteren Zar Paul I., und seiner Gattin Maria Feodorowna, geborene Prinzessin Sophie Dorothee von Württemberg und Nichte des Herzogs Carl Eugen, im September desselben Jahres. Die Verbindung zwischen einer württembergischen Prinzessin mit einem Thronfolger des Zarenhauses bedeutete für das württembergische Herzogshaus einen prestigeträchtigen gesellschaftlichen Aufstieg. Das junge Paar sollte mit allen Ehren und der höchsten Repräsentation empfangen werden und die Residenzstadt Stuttgart sich von ihrer besten Seite zeigen. Das Gemälde zelebriert den bevorstehenden Besuch des russischen Großfürsten-Paares in einer faszinierenden Bild-im-Bild-Illusion: Hierbei wird nicht nur dem Paar – zu sehen in einem Doppelporträt – gehuldigt, sondern auch der Moment eingefangen, in dem Engel und Putti das Gemälde auf die Deckenarchitektur tragen und mit Blumengirlanden schmücken. Dieser Effekt verleiht dem Gemälde eine dynamische Dimension, indem er die letzten Vorbereitungen vor der Ankunft der Gäste vermittelt. Das Motiv ist zugleich eine Anspielung des Künstlers auf die sehr knappe Zeit zur Ausführung – das Deckengemälde musste in nur 21 Tagen fertiggestellt werden. Die originelle Darstellung rief bei Herzog Carl Eugen und seinen Gästen große Begeisterung hervor.
Die Geschichte des Deckengemäldes
Das Deckengemälde, das der Hofmaler Nicolas Guibal entworfen und dessen Schüler Philipp Friedrich Hetsch ausgeführt hatte, wurde während des Zweiten Weltkrieges am 2. März 1944 vollkommen zerstört, als die Kuppel über dem Marmorsaal einbrach. Beim Wiederaufbau des Schlosses in den 1960er-Jahren konnte der Marmorsaal weitgehend rekonstruiert werden. Aufgrund fehlender farbiger Abbildungen und der geänderten Deckenkonstruktion beim Wiederaufbau sah man jedoch von einer Rekonstruktion des Deckengemäldes ab. Die digitale Rekonstruktion gelang nun auf Grundlage von zwei erhaltenen Schwarzweißfotos aus den 1920er-Jahren.
Heutige Nutzung des Neuen Schlosses
Die Flügel des Neuen Schlosses beherbergen heute das Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg sowie das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg. Im Untergeschoss des Stadtflügels stellte das Landesmuseum Württemberg bis vor einigen Wochen römische Antiken aus. Aktuell ist das Lapidarium wegen kommender Umbauarbeiten geschlossen. Der Weiße Saal steht für Kultur- und Festveranstaltungen zur Vermietung zur Verfügung. Die rekonstruierten Säle im Mitteltrakt dienen der Landesregierung für repräsentative Anlässe. Das Neue Schloss Stuttgart hat keine regulären Öffnungs- und Führungszeiten. In unregelmäßigen Abständen werden jedoch Sonderführungen angeboten – das nächste Mal während der diesjährigen Langen Nacht der Museen am 16. März.
Schlösser, Gärten, Klöster, Burgen und Kleinode
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreuen insgesamt 63 Monumente. Darunter findet sich eine Vielzahl an Schlössern, Gärten, Klöstern, Burgen und Kleinoden – zwischen Kurpfalz und Bodensee und vom Schwarzwald bis nach Oberschwaben.
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Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
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