Vom römischem Soldaten zum Bischof
Martin wurde um das Jahr 316 im heutigen Ungarn als Sohn eines römischen Soldaten geboren und wuchs in Italien auf. Schon als Junge faszinierte ihn der Glaube der Christen. Martin folgte dem Wunsch seines Vaters und wurde römischer Soldat. Ab 334 war er in Amiens, im heutigen Frankreich, stationiert. Die barmherzige Geschichte, für die der Heilige berühmt ist, soll sich an einem kalten Wintertag dort zugetragen haben. Am Stadttor saß ein frierender Bettler. Martin teilte seinen Mantel mit seinem Schwert und gab ihm die Hälfte davon ab. Daraufhin erschien ihm Christus mit der geschenkten Mantelhälfte im Traum. Die Taufe empfing Martin im Alter von 34 oder 35 Jahren. Wenige Jahre später schied er aus der Armee aus. In Ligurien, in Norditalien, ließ er sich als Einsiedler nieder. Sein Ruf zog zahlreiche Menschen an. Wenige Jahre später wurde er zum Bischof von Tours geweiht. Sein Begräbnis am 11. November 397 wurde von den Menschen in Tours mit großer Anteilnahme begleitet.
Brauchtum mit langer Tradition
Aber wie ist das bis heute lebendige Brauchtum mit dem Heiligen verbunden? Die Tradition der Laternen lässt sich auf Bräuche der Bauern im Mittelalter zurückführen. Im November, nachdem die Feldarbeit abgeschlossen war, entzündete man große Feuer auf den abgeernteten Feldern als Dank für die Ernte. Arme Kinder trugen dieses Feuer mit Fackeln durch die Städte und baten um Obst und Gebäck. Auch für die Martinsgans gibt es eine Erklärung jenseits der schnatternden Gänse, die den Gottesdienst des Heiligen gestört haben sollen. Beim Martinstag war die Ernte eingebracht und Abgaben mussten entrichtet werden – eine gemästete Gans gehörte häufig dazu. Eine andere Erklärung hängt mit der vorweihnachtlichen Fastenzeit zusammen. Diese begann nach dem 11. November. Gans und Hefeteigmänner waren das letzte Festmahl vor den mageren Tagen. Im Kapitelsaal von Kloster Wiblingen ist Sankt Martin im Deckengemälde abgebildet: Ein Engel mit einer Gans begleitet ihn.
Die Klosterkirche St. Martin in Wiblingen
Der Ursprung der beeindruckenden Klosteranlage von Wiblingen reicht ins Mittelalter zurück. 1093 stifteten die Grafen Hartmann und Otto von Kirchberg ein Kloster. Schon die ursprüngliche Kirche war dem Heiligen Martin geweiht. Das zeugt von einer tief verwurzelten christlichen Tradition an diesem Ort. Denn viele frühe Kirchen wurden dem Heiligen gewidmet. Es ist jedoch weitgehend unbekannt, wie die ursprüngliche Anlage genau aussah. Im 18. Jahrhundert war das Kloster Wiblingen so wohlhabend, dass ein groß angelegter Neubau der gesamten Anlage in Angriff genommen wurde, ein typisches Bauprojekt der oberschwäbischen Klöster im Barock. Am 11. November findet wieder das traditionelle Martinsspiel in Wiblingen teil. Um 17.30 Uhr geht es vom Haus des Schwäbischen Albvereins mit Laternen, Musik und einem Reiter in den Klosterhof. Der Kindergarten verkauft dort Glühwein, Punsch und Speisen.
Service und Information
ÖFFNUNGSZEITEN
Museum im Konventbau
1. November bis 29. Februar
Sa, So, Feiertag 13.00 – 17.00 Uhr
Bibliothekssaal
1. November bis 29. Februar
Sa, So, Feiertag 13.00 – 17.00 Uhr
Basilika St. Martin
1. März bis 31. Oktober
Mo – So, Feiertag 9.00 – 17.00 Uhr
EINTRITT
Bibliothekssaal mit Museum im Konventbau
Erwachsene 5,50 €
Ermäßigte 2,80 €
Familien 13,80 €
Basilika St. Martin
Eintritt frei
KONTAKT
Kloster Wiblingen
Schlossstraße 38
89079 Ulm-Wiblingen
Telefon +49(0)7 31.2 70 13 500
info@kloster-wiblingen.de